Babys in Tüchern vor dem Oberkörper tragen hatte lange einen gewissen Öko-Touch: Irgendwie hatte sich bei uns die Vorstellung verankert, dass das nur Alternativeltern machten, die auch im Biomarkt einkaufen. Doch seit ein paar Jahren gibt es unter Eltern einen Trend hin zum Babytragen: Die Nähe, aber auch die praktischen Vorteile spielen dabei eine große Rolle. Vor allem für Väter kann das Tragen zu einem echten Bindungsvorteil führen!
getragenes baby babytrage

Die Nähe zum Papa spüren

Nachdem die Mutter das Kind neun Monate im Bauch getragen hat, räumt auch das Stillen der Mutter-Kind-Bindung Vorteile ein, die ein Vater nur schwer ausgleichen kann. Das Tragen ist deshalb ein Weg, der auch dem Vater eine große Nähe zum Baby verschaffen kann. Auch Christian – zweifacher, babytragender Papa und Gründer der Trageboutique – hat das als großen Gewinn erlebt: „Ich hatte nie das Gefühl nur die zweite Bezugsperson für meine Kinder zu sein. Viele Väter in meinem Bekanntenkreis klagen darüber, dass sie ohnehin nicht viel machen können (da sie nicht stillen können etc.) und sich so auch in gewisser Weise ‚zurückgestellt‘ fühlen. Mir persönlich ist so ein Gefühl fremd. Wir sind beide erste Wahl. Was witziger Weise bei meinem Fünfjährigen auch heute noch dazu führt, dass er „Mama“ und „Papa“ verwechselt.“

Befürworter des Tragens leiten von dieser intensiven Nähe ab, dass sich das Baby positiv entwickelt. So wird oft gesagt, dass getragene Babys ausgeglichener und zufriedener seien, weniger schreien und einfacher in den Schlaf finden (Quelle). Auch die Haltung des Babys im Tragetuch kommt der im Mutterleib sehr nah und soll sich daher positiv auswirken.

Geht das auch im Winter gut?

Auch im Winter können die Kleinen gut getragen werden, ohne, dass einer von beiden frieren muss. „Nötig sind nur entweder ein Trage-Cover, das man um das Tuch oder die Babytrage bindet oder eine Tragejacke mit speziellen Einsätzen. Es ist nicht notwendig, das Baby extra warm anzuziehen. Im Gegenteil: Das Tuch oder die Babytrage hat die Wirkung einer zusätzlichen Schicht Kleidung. Durch den Körperkontakt findet ein Wärmeaustausch zum Tragenden und Tragling statt. Das ist sehr angenehm! Bei uns führte das dazu, dass insbesondere im Winter meine Frau und ich oft stritten, wer denn nun das Kind tragen dürfe ;-)“

Tragen – immer von Vorteil?

Eltern, die ihre Kinder tragen, tun das oft auch, weil es praktischer ist – schließlich hat man so immer zwei Hände frei. Auch Christian sieht nur Vorteile im Tragen: Beim Einkaufen wird das Gekaufte im Trolley nach Hause gezogen und bei der Hausarbeit das Baby auf dem Rücken getragen. Sogar zum Duschen gibt es sogenannte Water-Slings, falls das Baby mitkommen soll – diese können auch am See oder Pool genutzt werden. Je nach Modell lässt sich die Trage außerdem schnell von einem Elternteil zum anderen wechseln.

Kleines 1-mal-1 der Tragehilfen

  • Babytragen: Für Laien wirken Babytragen wie Rucksäcke – nur eben für Vorne. Die Trage wird einfach umgeschnallt und das Kind hineingesetzt.
  • Tragetücher: Das ist wohl der Klassiker. Die Tücher werden mit einer speziellen Technik und Baby und Elternteil gewickelt. Das Kind liegt hier sicher und eng an.
  • Ring-Slings: Das sind Tragetücher, die aber nicht gebunden werden müssen, sondern mittels Ringmechanik verschlossen werden.

Und wer sich nicht alleine ran wagt: Mittlerweile gibt es in vielen Städten spezielle Trageberatung, bei der Eltern erfahren können, wie das genau geht.

Bild: © iStock.com/HaniHarman