Als Eltern will man aufs Kinderkriegen gut vorbereitet sein: stabiles Einkommen, feste Zukunftsplanung und selbst dann plant man lieber ein Kind nach dem anderen. Doch im Leben kann man sich nicht immer alles aussuchen. Als Jenni und ihr Freund N. erfuhren, dass sie Zwillinge erwarteten, steckten beide noch mitten im Studium. Wie man zwischen Abschlussarbeiten, Babybreikochen und Windelwechseln ein glückliches Familienleben aufrechterhält, davon erzählen die beiden auf ihrem Blog „Flavius und Brutus“*.
Zwei Paar Babyfüße auf weißer Decke

Eine Überraschung mit 22 Jahren

Zu einer Zeit, in der Frauen im Durchschnitt erst mit Ende zwanzig ihr erstes Kind bekommen (Quelle), sind Jenni und ihr Freund N. schon fast die Ausnahme. Jenni ist 22 und steckt mitten im Lehramtsstudium für Englisch und Philosophie, als sie erfährt, dass sie zweieiige Zwillinge bekommt. „Ich bin in hysterisches Lachen ausgebrochen, mein Freund raffte es erst gar nicht.“ Doch unglücklich oder übermäßig besorgt waren die beiden über die Herausforderung nie. Stattdessen haben sie sich entschieden, einen Blog über ihren doppelten Nachwuchs zu schreiben.

Studienalltag zu viert

Auch ihr Freund studiert noch – eine Tatsache, die einem Außenstehenden als organisatorische Hölle erscheinen mag. Doch Jenni winkt ab: „Wir organisieren unseren Alltag akribisch und geschickt! Wir planen unsere Stundenpläne zusammen. Bis jetzt hatte jeder Dozent Verständnis, wenn ich wegen Kinderkrankheit oder Betreuungsengpass nicht kommen konnte oder eine Deadline verschieben wollte. Es gibt außerdem die Uni-Kita. In dieser Zeit kann ich Seminare belegen oder arbeiten. Und der Nachmittag gehört ungeteilt den Kindern.“ Hört sich das aber nicht nach einer Menge Arbeit an? „Klar. Studieren mit Kindern macht auf jeden Fall extrafleißig.“Weiterempfehlen würde sie es trotzdem.

Die besonderen Herausforderungen einer Zwillingsmama

Neugeborene Zwillinge in den Armen von Vater und Mutter

Vater und Mutter teilen sich die Erziehungspflichten. Anders ist das auch gar nicht möglich, wenn man noch jeweils nebenher studieren muss.

Natürlich ist Elternsein immer noch anstrengend und bei zwei kleinen Energiebündeln auf einmal steht mal oft vor besonderen Herausforderungen. „Auf einmal sind da zwei kleine Personen, die man so liebt. Ich möchte immer beiden gerecht werden, aber einer muss meistens warten. Wenn einer auf dem Wickeltisch liegt, kann ich nun mal nicht mit dem anderen ein Buch lesen. Ich versuche immer, alles einigermaßen im Gleichgewicht zu halten.“ Dazu gehört auch, den beiden Jungs ab und zu einzeln Aufmerksamkeit zu schenken. „Ich merke den Kindern jedes Mal an, wie gut ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit tut, auch wenn es nur ein Einkauf oder ein Spaziergang zum Briefkasten ist. Für mich ist es schön, sich mal nur auf eins konzentrieren zu dürfen. Da bekommt man nochmal viel mehr mit.

Zum Sorgenmachen bleibt keine Zeit

Es ergeben sich allerdings auch ungeahnte Vorteile, wenn man als Mutter derart beschäftigt ist: Es bleibt einfach keine Zeit, um übervorsichtig zu sein. „Man kann nicht ununterbrochen beide Kinder im Auge behalten. Sie sind ständig auf Schwachsinn aus. Wenn dann dabei die Zimmerpflanze umfällt, holen wir einen Staubsauger und saugen die Erde auf. Natürlich sorge ich mich um sie und das Kopfkino läuft auf Hochtouren. Aber ich finde es gut, dass sie notgedrungen viele Freiheiten haben und ihre Neugierde ausleben können. Ich hoffe, das macht sie mal zu liebevollen, selbstbewussten und selbstständigen Menschen.“

Kinder sind kein öffentliches Gut…

Das einzige, was das junge Elternpaar regelmäßig aus der Ruhe bringt, sind die gut gemeinten bis dreisten Übergriffe von Wildfremden. Ein Problem, das die meisten Mütter kennen – bei Zwillingen scheint das aber noch stärker der Fall zu sein. „Wenn man einen Zwillingswagen schiebt, hat man kein Recht mehr darauf, friedlich durch die Stadt zu schlängeln. Der Kinderwageninhalt wird zum öffentlichen Gut“, meint Jenni.

… und erziehende Väter keine Kuriosität

Im Gegensatz zu ihr wird der Vater N. dagegen oft auf Händen getragen, wenn er – eigentlich ganz selbstverständlich – mit anpackt. „Respektvoll wird mir Platz gemacht. Omis werfen mir bewundernde Blicke zu. Man öffnet Türen, lässt mich vor und findet toll, dass ich wenigstens nicht völlig überfordert aussehe.“ In Ordnung findet er das aber auch nicht. „Diese Art ist nicht nur gegenüber den Müttern respektlos, sondern auch gegenüber uns Vätern. Gerade so, als ob man als Mann niemals beziehungsweise nur in Notfällen auf seine Kinder aufpassen könnte.“

Zwei mal zwei?

Jenni und N. machen sich nicht allzu viele Sorgen über die Zukunft. Was aber, wenn sie – was natürlich sehr unwahrscheinlich ist – noch einmal Zwillinge bekommen sollten? „Ich halte es für unrealistisch. Wenn es tatsächlich passieren würde, dann würden wir auch damit klarkommen und es toll finden. Wir sind absolut glücklich, Zwillinge zu haben. Ich hätte lieber drei Mal Zwillinge als kein Mal!“

Wir freuen uns mit euch über euer doppeltes Familienglück und wünschen Jenni, N., Flavius und Brutus alles Gute für die Zukunft. Vielen Dank für eure ehrlichen Antworten!

 

*Die Namen der beiden Kinder wurden von den Bloggern anonymisiert

Bilder: © iStock.com / Studio-Annika; KariHoglund