Emily ist mein erstes Kind und 1,5 Jahre alt. Da sie ein Einzelkind und, wie alle Kinder, am liebsten unter ihresgleichen ist, bin ich so viel wie möglich bei anderen Mamis zu Besuch. Doch was tut man als Mutter, wenn die anderen Kinder den eigenen Sprössling hauen und schubsen und ständig das Spielzeug klauen? Hier ein paar Gedanken zu diesem wichtigen Thema.
Nicht einmischen – richtig oder falsch?
Bislang war ich immer der Meinung, man solle sich nicht bei den Kleinen einmischen. Ich bin keine der Mamis, die im Sandkasten die Schaufeln bewachen. Solange es gewaltfrei zuging, habe ich die Kinder spielen lassen und gedacht, dass „Wegnehmen“ ein Teil des Spiels ist und sehr wohl zur gesunden Entwicklung dazu gehört. Doch nun ist meine Kleine 1, 5 Jahre alt, und sie spielt nun sehr wohl auch richtige Spiele. Das Wegnehmen findet sie nun nicht mehr so lustig und versteht oft die Welt nicht mehr, wenn andere Kinder ihre Sachen klauen. Für mich wird das „Nicht einmischen“ nun auch immer schwieriger. Zumal sie sich, statt sich das Spielzeug zurückzuerobern, immer hilfesuchend an mich wendet. Ihr nicht beizustehen, fällt mir unglaublich schwer. Hier wünsche ich mir manchmal, dass die jeweiligen anderen Mamis einschreiten und ihren Kleinen erklären, dass man sehr wohl schon im Kleinkinderalter fragen kann und den anderen Kindern das Spielzeug nicht aus den Händen reißen sollte. Schließlich ist es mir unangenehm, andere Kinder zurechtzuweisen.
Ein wertvoller Tipp
Eine Betreuerin in einer Spielgruppe hat mir heute wertvolle Tipps gegeben. Sie hat die Kleine beobachtet und sich meine Bedenken angehört. Ihre Meinung dazu war eindeutig. Emily braucht meine Unterstützung. Sie ist schon viel weiter als ihre Spielkameraden und versucht mit Worten zu schlichten und sich zu erklären. Das wird im Kindergarten helfen. Jetzt ist es jedoch zu früh und es ist schön, dass sie nicht mit Gegengewalt und Wegnehmen reagiert. Sie findet es völlig in Ordnung, dem anderen Kind das Spielzeug wieder abzunehmen und zu erklären, dass es Emily als erste hatte. Damit zeige ich beiden Kindern, hauptsächlich natürlich meiner Tochter, wie es geht und unterstütze sie dabei. Da es mir unangenehm ist, anderen Kindern wieder etwas wegzunehmen, meinte sie, ich könne ruhig die jeweilige Mami mit dazuziehen. Für mich war es bis dato nie ein solches Thema, doch ich merke wie meine Tochter immer frustierter im Umgang mit anderen Kindern wird und das ist sehr schade.
Beim Schlagen hört der Spaß auf
Emily ist nicht der Typ Kind, der andere haut, schubst und Sachen wegnimmt. Das entspricht nicht ihrem Naturell, und ich bin ehrlich gesagt auch ein bisschen stolz. Ich höre oft, sie solle lernen, sich zu wehren. Ich möchte aber gar nicht, dass mein Kind sich wehren muss und anderen Kindern wehtut. Sie wehrt sich auf ihre Weise und schüttelt heftig mit dem Kopf und sagt immer wieder „Nein, Nein, Nein!“ Manchmal ist es sogar richtig komisch, doch da es für sie in dem Moment bitterer Ernst ist, verkneife ich mir oftmals das Lachen. Ich habe ihr nie beigebracht, andere Kinder zu schimpfen, geschweige denn sich nicht zu wehren. Ich habe mich bis dato fast nie eingemischt und sie das selbst regeln lassen. Als Krabbelkind musste ich auch nie einschreiten, doch nun ist sie in einem Alter, in dem die anderen Kinder sehr wohl einiges an Kraft besitzen und sie ihr teils richtig weh tun.
Meine Aufgabe als Mama ist es, mein Kind zu beschützen. So lächerlich es klingt – manchmal auch vor kleinen Kindern. Ich kann nicht daneben stehen, während sie solange geschubst wird, bis sie fällt. Hier waren auch schon mal Tischkanten und Schlimmeres im Weg. Ich frage mich oft, warum sie nicht zurückhaut oder schubst, sondern, nachdem sie ihre „Verletzung“ ausgeweint hat, das Kind schimpft und mit ihrer Brabbelstimme auf das Kind einredet. So als würde sie sagen: „Warum hast du das getan? Das tut weh, das macht man nicht!“ Ich bin mir jedoch sicher, dass ich, sollte sie jemals damit anfangen, andere Kinder zu treten, schlagen oder schubsen, sofort eingreifen werde. Da hört der Spaß definitiv bei mir auf. Daher wundert es mich oftmals, wie andere Eltern völlig cool daneben sitzen und nicht einschreiten. Vielleicht, weil es nicht ihr Kind ist, dem wehgetan wird? Kleine Kinder verstehen schon sehr viel, daher würden sie definitiv auch verstehen, was richtig und falsch ist. Man muss es ihnen nur erklären.
Die Gedanken einer Mama
Emily ist sehr sensibel und trotzdem ein lebhaftes Kind. Sie hat jedoch einige schlechte Erfahrungen mit anderen Kindern gemacht und steckt diese leider nicht so gut weg wie erhofft. Sie wurde ein paar Mal umklammert und umgeworfen, und es scheint nun, dass sie das so schnell nicht vergisst. Ich finde das sehr schade, denn als vor ein paar Tagen ein Krabbelkind auf sie zukrabbelte und sich an ihr hochziehen wollte, ist sie regelrecht in Panik verfallen. Sie hasst es, wenn andere Kinder sie festhalten und ihr körperlich zu nahe kommen. Ich ärgere mich natürlich, weil ich die paar Mal nicht eingegriffen habe, weil es mir vor einer Freundin unangenehm war, die Glucke zu spielen. Nun habe ich den Salat, und mein Kind reagiert panisch, wenn andere Kinder ihr zu nahe kommen.
Ansonsten spielt sie total schön mit anderen Kindern und merkt schnell, wer ihr auf die Pelle rücken will und wer einfach nur mit ihr spielen möchte. Vielleicht mache ich mir einfach zu viele Gedanken. Kein Kind ähnelt dem anderen, und manche Kinder sind einfach robuster als andere. Ich möchte auch nicht unbedingt tauschen, denn ich finde es schön, wenn mein Kind schon so früh richtig von falsch unterscheidet und sich nicht provozieren lässt. Ich wünsche mir nur manchmal etwas mehr Engagement der anderen Mütter. Ich weiß nur, dass ich nun sehr wohl einschreiten und mein Kind vor bewussten Schlägen und Schubsern schützen werde.
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