Seid ihr der Meinung, mit Kindern lange Autoreisen zu unternehmen, sei ein Ding der Unmöglichkeit? Dann lasst euch von Bloggerin Sophie vom Gegenteil überzeugen. Sie ist mit Mann und drei Kindern zwei Wochen lang durch Belgien gefahren und erzählt uns im Interview, wie es war.
Sophie Lüttich: Eine Expertin für Reisen mit Kindern
Sophie Lüttich ist dreifache Mutter. Der Nachwuchs ist zwischen einem und sieben Jahren alt und genauso reiselustig wie die Mutter. Ihre häufigen Ausflüge zu den schönsten Plätzen in Deutschland und Europa hält die Berlinerin in ihrem Blog „berlinfreckles“ fest.
Ihr größtes Projekt bisher: ein zweiwöchiger Roadtrip durch Belgien. In mehreren Artikeln hat die fleißige Schreiberin ihre Erfahrungen bereits zu (digitalem) Papier gebracht. Weil uns das noch nicht genug war, haben wir uns der Reiseexpertin noch ein paar Fragen gestellt:
Familista: Belgien ist ja zum Glück nicht so groß und daher auch mit einer kurzen Rundreise zu erfassen. Würdest du für einen Roadtrip mit kleinen Kindern eher kleinere Länder empfehlen bzw. kurze Distanzen oder eher Länder mit viel „Unterhaltungspotenzial“?
Sophie: Definitiv kurze Distanzen und kleinere Länder. Andererseits kann man sich bei größeren Ländern auch auf bestimmte Regionen beschränken. Es geht bei einem Roadtrip schließlich nicht darum, möglichst viele Kilometer in kurzer Zeit „abzuwickeln“, sondern einen lebendigen Eindruck vom Reiseland zu bekommen.
F: Wer hat bei euch bestimmt, wohin es gehen soll?
S: Unsere Kinder sind knapp ein Jahr, vier Jahre und sieben Jahre alt. Ich bin ganz ehrlich: Bis jetzt entscheiden noch wir als Eltern zu einhundert Prozent, wo die Reise hingeht. Aber gerade mein Sohn, der Älteste, äußert inzwischen schon ziemlich konkrete Wünsche. Er will zum Beispiel unbedingt mal in die Wüste und nach London. Mal sehen, was wir davon zuerst realisieren. Die Vierjährige kann das noch nicht so äußern. In der Regel reichen ihr Sand und Wasser zum glücklich sein.
F: Wie habt ihr bei eurem Road-Trip die Kinder bei den Autofahrten beschäftigt?
S: Hörspiele und Musik gehören bei uns immer dazu und auch das iPad darf mit. Generell versuche ich aber, die Route generell schon so zu planen, dass wir lieber eine Zwischenübernachtung einplanen, als zu lange Strecken zu wählen. Natürlich kostet das Geld, aber unser aller Nerven sind kostbarer als der Preis eines Zimmers mit Aufbettung.
F: Urlaub mit drei Kindern – da muss eine Menge mit, oder? Was wird alles eingepackt und wo kann man auch gut an Platz sparen?
S: Platz sparen kann man auf jeden Fall bei der Kleidung, wenn man Hotels mit Wäscheservice oder eine Ferienwohnung mit Waschmaschine wählt. Spielzeug bleibt fast immer zu Hause. Kosmetikprodukte fülle ich immer in kleine Flaschen und Tiegel ab. Das spart Platz und Gewicht.
F: Hattet ihr in Belgien alle Hotels und Zimmer vorab gebucht oder euch auch mal spontan vor Ort einen Schlafplatz gesucht?
S: Bei unserem Roadtrip durch Belgien hatte ich wirklich alle Unterkünfte im Voraus gebucht. Da meine jüngste Tochter erst 3 Monate alt war, wollte ich einfach das Thema „Unterkunft“ erledigt haben. Natürlich dachte ich manchmal: „Hier hätte ich gern noch eine Nacht länger verbracht.“, aber je älter die Kinder werden, desto spontaner können wir unsere Reiseplanungen vor Ort angehen.
F: Du stellst ein paar kinderfreundliche Hotels auf deinem Blog vor – nach welchen Kriterien beurteilst du ein Hotel auf seine Kinderfreundlichkeit hin? Bzw. auf was achtest du schon bei der Buchung eines Hotels? Hast du Tipps für andere Eltern?
S: Kinderfreundlichkeit hat nichts mit einem bunten Bällebad zu tun. Ich freue mich immer, wenn ich an Kleinigkeiten erkenne, dass man sich wirklich Gedanken gemacht hat, was Familien brauchen. Was machen zum Beispiel die Kinder, während die Eltern gerade einchecken? Wo können Kinder toben und auch mal laut sein?
Für mich gehören aber auch „Elternkomfortzonen“ dazu, wie ich sie nenne. Wenn das ganze Hotel den Eindruck eines einzigen großen Kinderzimmers macht, fällt das Entspannen für Eltern schwer.
Ich schaue mir deshalb nicht nur die Hotelbeschreibung auf Buchungsportalen an, sondern auch immer die hoteleigene Webseite. Wie viele Klicks brauche ich, um etwas über das Thema „Kinder“ zu finden? Wie viele Fotos in der Bildergalerie zeigen Familien mit Kindern?
Für Städtereisen schaue ich mir zudem die Lage genau an. Je jünger die Kinder sind, desto kürzer sollten die Wege zu zentralen Sehenswürdigkeiten sein.
F: Eine allgemeine Frage zum Abschluss: Wie kann man mit Kindern noch spontan verreisen? Oder anders gefragt: Wie lange im Voraus plant ihr eure Reisen?
S: Sobald das erste Kind in die Schule kommt, ist man – ob man will oder nicht – an gewisse langfristige Planungen gebunden. Wenn man, wie mein Mann und ich, auch noch viele Kolleginnen und Kollegen hat, die ebenfalls schulpflichtige Kinder haben, muss auch der eigene Urlaub gut abgestimmt werden. Seit ich Kinder habe, bin ich ein Fan von mehreren kleinen Reisen und kurzen Alltagsfluchten geworden. So werden die Erwartungen an „die eine große Reise“ im Sommer nicht so hoch geschraubt und die Wartezeit bis zum nächsten Kurzurlaub ist nicht so lang.
Die wichtigsten Tipps in Kurzform
Hier nochmal eine Zusammenfassung für alle, die einen Roadtrip mit ihren Kindern planen:
- Bei einem Roadtrip geht es nicht in erster Linie darum, möglichst viel Strecke zurückzulegen, sondern einen erinnerungswürdigen Eindruck vom Reiseland zu bekommen.
- Nerven sind mehr wert als Zeit und Geld: Lieber bei der Planung einen zusätzlichen Zwischenstopp mehr einlegen, als sich und den Kindern mit zu langen Strecken die Laune zu verderben.
- Viel Platz spart ihr, indem man weniger Wäsche mitnimmt und diese unterwegs wäscht (beim Buchen der Unterkünfte mit berücksichtigen!).
- Kinderfreundliche Hotels sind auch elternfreundliche Hotels! Nicht nur die Kinder sollen sich wohlfühlen, auch die Erwachsenen müssen Gelegenheit zum Entspannen bekommen.
- Im Voraus buchen spart Nerven auf der Reise – macht aber auch ein wenig unflexibler. Je älter eure Kinder werden, desto spontaner könnt ihr sein.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Sophie für das tolle Interview und wünschen euch einen gelungenen Roadtrip!
Bilder:
© R. Tiburzy
© BerlinFreckles.de