Mama Nenu hat den Schritt gewagt und sich künstlich befruchten lassen. Im Interview berichtet sie über Höhen und Tiefen, Ängste, Herausforderungen und Erfahrungen. Insgesamt ist sie sich sicher: „JA, ich würde diese Methode weiterempfehlen.“
Abenteuer Kinderwunsch
Etwa jedes hundertste Neugeborene in Deutschland verdankt seine Existenz künstlicher Befruchtung. Viele angehende Eltern scheuen sich trotzdem aus privaten und gesellschaftlichen Gründen sich auf Umwegen ihren Kinderwunsch zu erfüllen. In der Reproduktionsmedizin werden dabei verschiedenen Methoden angewendet. Die häufigste ist die ICSI, die intrazytoplasmatische Spermieninjektion.
[su_box title=“Wie funktioniert eine ICSI?“ style=“soft“ box_color=“#b73235″]Eizellen und Spermien werden separat entnommen bzw. abgegeben und erst im Labor zusammengeführt und bebrütet. Die herangewachsenen Embryonen werden anschließend zurücktransplantiert. Genauere Informationen gibt es hier.[/su_box]
Gleich beim ersten Mal
Nenu und ihr Mann hatten Glück. Die ICSI war bereits nach dem ersten Versuch ein Erfolg. Das ist nicht immer so. Im Durchschnitt liegt die Erfolgsquote pro Versuch bei 18 Prozent. Nenu selbst hat gar nicht erst mit einer Entwicklung der Embryonen nach dem ersten Mal gerechnet: „Ich hatte uns beim ersten Anlauf sowieso keine hohen Erfolgschancen eingeräumt und war in Gedanken schon beim zweiten und dritten Versuch.“
Belastungsprobe
„Wir wussten, dass es physisch und psychisch, vor allem für mich, vielleicht sehr belastend werden würde. Mein Mann war von der ganzen Angelegenheit auch nicht so überzeugt wie ich. Ich bin ihm aber mehr als dankbar, dass er trotzdem mitgezogen hat. Was mir am meisten zu schaffen gemacht hatte, war eine Situation relativ am Anfang der Behandlung; denn es sah zu Beginn so aus, als würden nicht ausreichend Eizellen heranreifen und unsere Ärztin sprach schon von Abbruch.“
Zur ICSI gehört auch eine Vorbehandlung mit hormonstimulierenden Spritzen. „Zu meinem großen Glück bemerkte ich keinerlei Nebenwirkungen der Medikamente. Das einzige, was mir Sorgen machte, war meine Arbeit: Ich befand mich (und befinde mich nun immer noch) zu dieser Zeit im Referendariat, ein Job, der sowieso schon sehr zeitaufwendig war – und musste noch täglich 120 Kilometer mit dem Auto pendeln. Wir haben uns trotzdem dafür entschieden, die Behandlung noch während dieser Zeit durchführen zu lassen und ich muss sagen, ich bin froh darüber. Denn schließlich hatten wir Erfolg!“
Wer führt eine ICSI durch?
Normalerweise wird das Paar an einem Kinderwunschzentrum von Ärzten und Biologen, bei Bedarf auch von Psychologen betreut. Das kann eine Praxis oder eine Klinik sein. Die Überweisung dahin kann durch einen Urologen oder Gynäkologen erfolgen. Dort werden zunächst ein Erstgespräch und später alle darauf folgenden Behandlungen durchgeführt. Eine Übersicht zu den Kinderwunschzentren in Deutschland finden Sie hier.
[su_box title=“Wer übernimmt die Kosten?“ style=“soft“ box_color=“#b73235″]Seit 2003 gilt eine neue Gesetzesregelung, wie die Kosten auf Krankenkassen und das Kinderwunschpaar verteilt werden. Bis zum dritten Versuch übernehmen die Krankenkassen die Hälfte der Kosten. Bei Nenu beliefen sich die Ausgaben nur für den einen Versuch, trotz Unterstützung durch die Krankenkasse, letztendlich immer noch auf über 2000 Euro Eigenbeteiligung..[/su_box]
Der Umgang mit dem gesellschaftlichen Umfeld
Künstliche Befruchtung ist immer noch ein Tabu-Thema. Entsprechend vorsichtig sind auch Nenu und ihr Mann mit Erzählungen vorgegangen. „Ich muss gestehen, dass nur relativ wenige Personen überhaupt davon wissen. Unsere Familien zum Beispiel haben wir nicht eingeweiht, aus verschiedensten Gründen. Meine Mädels sind aber alle ganz wunderbar damit umgegangen. Sie waren aufmerksam und haben mir Mut gemacht und mich unterstützt, ohne sich jedoch aufzudrängen.“
Hilfe und Unterstützung
„Was mir auch sehr geholfen hat, war mein Blog und die Blogs anderer Betroffener. (Eine Anlaufstelle, die ich sehr empfehlen kann, ist die Seite der Kinderwunsch-Blogschwestern: www.kinderwunsch-blogschwestern.blogspot.de) Es war schön, an dieser Stelle meine Gedanken festhalten und mit anderen teilen zu können oder die Erfahrungen anderer nachlesen zu können und in einen Austausch zu geraten. Ich habe sehr, sehr liebe Leserinnen – sowohl andere Kinderwunsch-Patientinnen wie auch nicht Betroffene , die (nicht nur, aber insbesondere) zu dieser Zeit durch ihre Anteilnahme und vielen lieben Worte geholfen haben, die Behandlung gut zu überstehen und die mir auch während der Schwangerschaft immer gern zur Seite standen.“
Hier geht’s zu Nenus liebevollem und beeindruckendem Blog „Der Anfang ist dunkel“.
Dem Kind davon erzählen?
Wer sich zu den Glücklichen zählen darf, sich also trotz Schwierigkeiten seinen Kinderwunsch erfüllen konnte, der wird irgendwann mit der Frage konfrontiert: Soll ich meinem Kind erzählen, dass es auf künstlichem Wege auf die Welt kam? Auch für Nenu ist diese Frage noch offen. Aber ihre Antwort darauf ist sehr schlagfertig: „‘Normale‘ Paare erzählen ihren Kindern doch auch nicht, wann, wie und wo es dazu kam, oder? 😉 Mein Mann und ich haben beschlossen, dass wir einfach abwarten – und wenn es sich irgendwann ergibt und richtig anfühlt, dann werden wir ihr alles erzählen. Irgendwie ist es ja auch schön, seinem Kind sagen zu können: Wir haben uns dich SO sehr gewünscht, dass wir diesen schweren Weg dafür auf uns genommen haben.“
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Nenu und wünschen ihr und ihrer Familie weiterhin alles Gute!
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