Ich habe seit Kindertagen eine Nadel-Phobie und der Gedanke, jemals ein Kind zu bekommen, brachte mich ins Schwitzen. Nun war ich schwanger und die Frage, wie ich ein Kind zur Welt kriegen sollte, war allgegenwärtig. Doch letztendlich habe ich es wie Hunderttausende vor mir tatsächlich überlebt und meine Tochter mit einem Kaiserschnitt geboren.

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Gesund und munter: meine wundervolle Tochter hat mich für alle Strapazen entschädigt.

Angst vor der Geburt

Wie jede Schwangere befragte auch ich gefühlt tausende Mamas über ihre Geburt. Doch das machte mich nur noch nervöser, schliesslich ist jedes Geburtserlebnis anders. Mamas, die unbedingt natürlich gebären wollten, hatten einen Kaiserschnitt und Mamas, die einen Kaiserschnitt bevorzugten, bekamen die Kinder zuhause. Heute kann man zwar so einiges planen, jedoch keine Geburt! Man kann sich zwar eine Geburtsvariante wünschen – doch ob der Kugelbewohner dann letztendlich mitspielt, ist die andere Frage.

So langsam verliess mich der Mut. Das Kind musste jedoch irgendwie raus. Als laut Frauenarzt Komplikationen bei einer natürlichen Geburt sehr warscheinlich waren, stand für mich fest, das Baby per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen. Um nichts auf der Welt wollte ich mein Baby gefährden. Ich hatte einige Freundinnen, die erst kürzlich einen Kaiserschnitt hatten und diese waren alle zufrieden. Am ersten Tag schon aufgestanden, am nächsten Tag geduscht und die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Meine Angst wurde immer weniger und da ich mich so ausführlich damit beschäftigt hatte und jeden einzelnen Vorgang mir immer und immer wieder habe schildern lassen, wurde ich gegen Ende der Schwangerschaft immer entspannter. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und habe gerne die Kontrolle über alles. Somit war der geplante Kaiserschnitt eine gute Lösung für mich.

Der Tag der Geburt

Gewappnet mit sämtlichen Globulis zur Beruhigung und einem riesigen Koffer voller Babywäsche und Kleidung für mich, fuhren wir sehr früh in die Klinik. Mir war es sehr wichtig, ein Einzelzimmer zu bekommen, daher haben wir einen Aufpreis gezahlt, um die ersten Tage ungestört zu sein. Auch wollte ich mich keiner anderen Mama zumuten. Eine befreundete Hebamme, die im Krankenhaus angestellt war, kam trotz Urlaub in den Kreißsaal. Sie war pünktlich zur Stelle, als mir der verhasste Zugang gelegt wurde, dafür bin ich ihr unendlich dankbar.

Die Tränen liefen mir in Sturzbächen herunter und meine Nerven lagen blank. Ich habe leider schreckliche Angst vor Krankenhäusern, Blut und OP´s, daher war der seelische Beistand enorm wichtig. Mir war vor lauter Angst nicht mal mehr bewusst, dass ich in wenigen Minuten mein Kind zum ersten Mal im Arm halten würde. Das habe ich völlig ausgeblendet. Die Atmosphäre in einem OP Saal ist natürlich auch nicht gerade förderlich. Für die Beteiligten ist es Routine und so haben sie sich auch verhalten. Für das Romantische und Einzigartige war keine Zeit.

Es geht los

Zum Glück hatte ich die befreundete Hebamme immer an meiner Seite. Als ich die PDA gesetzt bekommen habe, ging alles ganz schnell. Das Tuch wurde gespannt und endlich kam mein Mann in den OP. Er durfte vorher bei der PDA nicht anwesend sein. Irgendwann haben sie mich festgebunden, da ich angeblich so sehr zappelte. Das war mir gar nicht bewusst, ich dachte, völlig ruhig zu sein. Ich habe meinen Mann immer wieder gefragt, wann es denn los ginge. Mir war es wichtig zu wissen, wann der Arzt den Schnitt setzte. Ich hatte das Gefühl, mich mental darauf vorbereiten zu müssen. Mein Mann hat mir natürlich erst im Nachhinein gesagt, dass die Ärzte schon längst dabei waren. In dem Moment sagte er natürlich, er wisse es nicht. Ich habe das Sauggeräusch und das typische Ruckeln gar nicht wahrgenommen. Mein Adrenalinpegel war so hoch wie noch nie zuvor.

Als dann die Hebamme sagte, gleich komme meine Tochter und mein Mann sagte: „Siehst du sie? Siehst du sie?“ war es um mich geschehen, ich weinte hemmungslos und verlangte nach Nasentropfen. Denn so flach wie ich lag, habe ich keine Luft mehr bekommen. Als ich sie dann zum ersten Mal gehört habe, war es der schönste Moment in meinem Leben. Sie haben sie mir so dicht ans Gesicht gehalten, dass ich sie küssen konnte. Ich war so überglücklich. Meine Tochter war wunderschön und vorallem gesund. Mein Mann verabschiedete sich mitsamt unserem Kind und ich blieb zurück. Der Arzt nähte rund eine halbe Stunde. Ich habe ihm währenddessen von unserem letzten Urlaub erzählt und ihm Hoteltipps gegeben. Die Zeit raste, die halbe Stunde habe ich wie fünf Minuten empfunden.

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Der Moment, in dem die Schmerzen nebensächlich werden: wenn man sein Kind in den Armen hält!

 Im Aufwachraum

Im Aufwachraum waren wir nicht alleine. Es waren immer rund drei kleine Familien anwesend. Ich hatte noch keine Schmerzen und habe jede Sekunde mit meiner Tochter genossen. Plötzlich hatte ich schreckliches Verlangen nach meinen Eltern und so habe ich meinen Mann gebeten, diese anzurufen. Normalerweise sollte der Besuch erst einige Stunden später kommen, darauf wurde uns ausdrücklich hingewiesen. Meine Eltern standen jedoch schon in den Startlöchern und waren kurze Zeit später an der Tür zum Aufwachraum. Nach einer kurzen Diskussion mit der Krankenschwester, durften meine Eltern einzeln zu uns. Diesen emotionalen Moment werde ich auch mein Leben nicht vergessen. Für meine Eltern ist es das erste Enkelkind.

Die Schmerzen danach

Die Schmerzen waren danach unerträglich und ich habe jeden beneidet, der aufrecht durch die Tür kam. In diesen fünf Tagen habe ich den Kaiserschnitt bitter bereut. Leider hatte ich das Pech, direkt danach einen Darmstopp zu bekommen und dieser ist, in Kombi mit den Nachwehen, sehr unangenehm. Was sich erst sechs Wochen später herausstellte: Ich  hatte eine Entzündung im Bauchraum, die nicht bemerkt wurde. Die Ärzte und auch die Nachsorge-Hebamme dachten wohl, ich sei besonders schmerzempfindlich. Als ich letztendlich Antibiotika bekommen habe, wurde es allmählich besser und die Schmerzen wurden erträglicher. Daher kann ich leider nicht sagen, wie schmerzhaft ein „normal“ verlaufender Kaiserschnitt ist. Jede Frau reagiert anders und manche haben einfach Glück. Die Entzündung in meinem Bauch wurde letztendlich behandelt und kommt wohl nicht so häufig vor – zumindest nicht in meinem Bekanntenkreis!

Sicherlich habe ich mir den Kaiserschnitt vorab schön geredet, weil ich solche Angst hatte. Ich wurde eines besseren belehrt. Allerdings hatte ich wohl einfach Pech. Die Keime haben sich während der OP ihren Weg gesucht und gefunden. Den Spruch, dass Frau die Schmerzen irgendwann vergisst, kann ich sicher nicht bestätigen. Dennoch würde ich alles noch hundertmal wieder auf mich nehmen, denn die Belohnung ist einfach unglaublich.

Bilder: privat