Während das Zuhause am Morgen einer Szene aus Armageddon gleicht, die Streichhölzer zwischen den Augen unter der Schwere der schlaflosen Nacht zusammenbrechen und die Kinder den Cornflakes lieber das Fliegen beibringen, als sie zu essen, muss Mami besonnen und kompetent im Job antanzen. Mal ganz ehrlich: Wie soll das gehen? Mit diesen Tipps und Blogger-Ratschlägen vielleicht.
Draußen Chaos, drinnen Zen
Die Autorin von „Die Nachbarin“ ist Familienmutter, Ehefrau und Journalistin – und Meisterin des organisierten Chaos. Auf ihrem Blog schreibt sie provokant über den ganz normalen Wahnsinn, dem sie jeden Tag voller gelassener Verzweiflung begegnet. In ihrer Serie „24-Stunden-Chaos“ malt sie ihren Lesern ein ironisch überspitztes Bild davon, wie sie das scheinbar unbändigbare Durcheinander zwischen bockigem Kind, vor sich hin vegetierender Wohnung, busy Ehemann, zotteligem Haar und Traumjob zu meistern versucht.
„Die Wohnung sieht aus wie immer nach der morgendlichen Schlacht. Kinderbücher, Malsachen und ‚Ahhhh’ – ich habe diesen mistigen Duplostein gefunden, den Töchterlein gestern gesucht hat. Krümel, buttriges Besteck und wellige Goudascheiben auf der Anrichte. Ein einsames, leeres Kakaoglas mit Strohhalm auf dem Tisch. Betten ungemacht, Zimmer ungelüftet, die Kuscheldecke auf dem Boden vor dem Sofa. Mülleimer quellen über, die Schmutzwäschetruhe auch… Also mache ich erstmal das Naheliegendste: Ich gehe duschen.“
„Ich bin ein Zen-Buddhist, Ich bin ein Zen-Buddhist, ich bin ein…“
In Momenten der Verzweiflung geht „Die Nachbarin“ also in sich: Denn was nützt eine gestresste Mutter? In jedem von uns haust ihrer Meinung nach ein kleiner Zen-Buddhist!
„Ich will gerade Word öffnen, um mich auf ein Gespräch mit meinem Auftraggeber vorzubereiten, mit dem ich in einer halben Stunde einen Telefontermin habe, da stelle ich fest: Das Netz ist weg! Wenn es um die technischen Optimierungsleistungen meines Informatiker-Ehemanns geht, fühle ich mich in etwas so hilflos wie damals unsere schüchterne Sexualkunde-Lehrerin gegenüber 30 Pubertierenden.
Ich weiß nur so viel: Wenn ich nicht ins Netz komme, komme ich auch nicht in mein Dokument… ich atme tief ein und aus. Schließlich habe ich gerade geduscht und will meine mühsam erarbeitete Grundentspannung nicht gefährden. Dann klicke ich tapfer auf Problembehandlung, nur um aufzugeben, als das böse Wort ‚Netzwerkfehler’ aufpoppt. Wat is dat denn? „Ich bin ein Zenbuddhist, ich bin ein Zenbuddhist, ich bin ein…“
Ein Segen vom Himmel: Das Home Office
Nicht auszumalen, wenn sie sich jetzt noch in ein Büro schleppen müsste! Mitten im Chaos der eigenen vier Wände hat sich „Die Nachbarin“ deshalb ihr eigenes kleines Putzkammer-Büro eingerichtet:
„Was ich – by the way – nicht hasse, ist mein Home Office, auch wenn es aussieht, wie eine Abstellkammer mit Schreibtisch drin. Also genau genommen ist es eine Abstellkammer mit Schreibtisch drin. Aber ich liebe sie, denn sie erlässt es mir, mich morgens in eine Straßenbahn stellen zu müssen, in der Umfallen garantiert unmöglich ist oder mein Auto in den Stau. Im schlimmsten Fall erlässt sie mir auch das Duschen, Schminken und Haare kämmen. Gut, dass die Videotelefonie noch nicht so verbreitet ist…“
So klappt der Spagat: 6 Schritte zur Harmonie Job-Familie
Was „Die Nachbarin“ zur Begeisterung ihrer Leser mit viel Humor und Wortwitz beschreibt, hat einen ernsten Kern. Zwischen den Zeilen lassen sich einige tolle Bewältigungsstrategien herauskristallisieren, die für eine gelungene Work-Life-Balance Gold wert sein können:
Schritt 1: Steht zu eurem Chaos
Viele Mütter schämen sich dafür, dass sie im Alltag mit Kind und Beruf manchmal überfordert sind, dass sie nicht allen Anforderungen gerecht werden können und ihr Zuhause manchmal aussieht wie eine Müllhalde. Aber geht in euch: Welchen Nutzen habt ihr davon? Steht lieber dazu, dass das Leben mit Kind, Job, Ehemann und all den anderen Projekten, die ihr am Laufen habt kein Zuckerschlecken ist! Mit der Akzeptanz dieser Tatsache hört ihr auf, euch innerlich dagegen zu wehren und könnt diese Energie in andere Dinge stecken.
Schritt 2: Nur eine Sache auf einmal machen
Multitasking ist Gift für Aufmerksamkeit, Konzentration und Ausgeglichenheit! Viele psychologische Studien haben mittlerweile beweisen können, dass der Mensch gar nicht in der Lage ist, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Dass Multitasking klappt und sogar eine Kompetenz darstellt, ist also ein reiner Mythos!
Schritt 3: Prioritäten setzen
Was viele Mamis vergessen: Ohne euch funktioniert die Familie nicht! Euer eigenes Wohl muss also an erster Stelle stehen, eine gestresste Mutter nützt keinem etwas. Schafft euch Freiräume – und wenn es eine umfunktionierte Putzkammer ist. Auch Zwillingsmama Paula weiß übrigens, wie wichtig es ist, im Chaos die eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen. In einem Interview gab sie uns daher bereits ihre eigenen Tipps, wie das gelingt.
Schritt 4: Perfektionismus ablegen
Es muss nicht immer alles gelingen, der Haussegen darf auch mal schief hängen und das Kind darf auch mal sauer auf Mami sein und Mami sauer auf das Kind. Dauerhafte Harmonie ist eine Illusion: negative und positive Energien, hell und dunkel, Tiefenentspannung und Verzweiflung wechseln sich ab, ergänzen sich und machen uns als Menschen aus.
Schritt 5: Humor bewahren
Wenn „Die Nachbarin“ uns eins lehrt, dann das: Mit einer Prise Galgenhumor erträgt sich das tägliche Chaos um einiges leichter.
Schritt 6: Raus in die Natur!
Frische Luft, Bewegung, Vogelgesang, der Kontakt zur Erde und die Nähe zu Pflanzen werden nicht nur dir als Mami neue Energie schenken, sondern sich auch positiv auf die Stimmung der Kleinen auswirken. Sie können sich in der Natur ganz austoben, sind danach glücklich erschöpft und schenken dir damit Momente der Ruhe. Britische Forscher haben in einer Studie sogar herausgefunden, dass Parks glücklich machen – fast so glücklich wie Heiraten!
Wir wünschen allen Multitasking-Mamis dieser Welt gute Nerven, Freude am Chaos und jede Menge Spaß und Erholung in eurem ganz persönlichen, kreativen Chaos!
Bildrechte: iStockphoto.com/kaspiic/ChristinLola/Thomas Demarczyk