Während der Schwangerschaft sind manche Vitamine und Mineralstoffe besonders wichtig. Viele werdende Mütter setzen daher auf Nahrungsergänzungsmittel. Doch ist das wirklich nötig oder kann man die Wirkstoffe auch gezielt über bestimmte Lebensmittel aufnehmen? Welche Vitamine sind gerade in der Schwangerschaft besonders wichtig? Wir klären auf.
Die Nachfrage steigt und steigt
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt: Laut einer Forsa-Umfrage greift jeder dritte Deutsche zu Vitaminpräparaten, Pflanzenextrakten oder Mineralstoffkapseln und gibt dafür bis zu 300 Euro im Jahr aus. Gerade bei Schwangeren ist der Konsum enorm: eine Studie der TU München fand heraus, dass 97 Prozent der Frauen während einer Schwangerschaft mindestens ein Supplement eingenommen haben. Kein Wunder, schließlich ist ein erhöhter Nährstoffbedarf während dieser neun Monate längst kein medizinisches Geheimnis mehr. Denn gerade während der Schwangerschaft läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren und die Wachstumsprozesse verschlingen besonders viele Vitamine. Ein Mangel an diesen könnte im schlimmsten Fall sogar Folgen in der Entwicklung des ungeborenen Kindes nach sich ziehen. Doch nicht unbedingt alle Ergänzungsmittel sind hilfreich. Selbst Experten sind sich nicht immer einig, was diesbezüglich das Beste für Mutter und Kind ist, da die Forschungslage zu Nebenwirkungen von überdosierten Supplementen noch ziemlich unklar ist. „Viele schwangere Frauen und ihre Ärzte sind trotz der bestehenden Empfehlungen unsicher über einen sinnvollen Einsatz von Supplementen“, bestätigt auch Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der TUM, im Rahmen der Studie. Klar ist allerdings: die ein oder andere Ergänzung hat in der Studie positive Auswirkungen für Schwangere gezeigt.
Folsäure als Grundlage
Eines der wichtigsten Vitamine während der Schwangerschaft ist wohl Folsäure. Der Bedarf danach nimmt bereits in den ersten Wochen der Schwangerschaft zu. Laut der TUM ist hier unter den heutigen Ernährungsbedingungen in Deutschland eine Mangelversorgung in der Schwangerschaft nicht auszuschließen. Deshalb empfehlen verschiedenste Fachgesellschaften eine Nahrungsergänzung mit Folsäure. Denn: Nimmt die Schwangere zu wenig Folsäure auf, kann es zum so genannten Neuralrohrdefekt des Kindes kommen, der mit sehr schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder gar dem Tod des Kindes einher gehen kann. Neben entsprechenden Ergänzungsmitteln findet man die sogenannten Folate allerdings auch in vielen Lebensmitteln. Gute Quellen dafür sind beispielsweise grünes Gemüse (Salat, Kohlsorten, Spinat), Vollkornprodukte, Spargel, Tomaten und Obst wie Bananen, Mangos und Apfelsinen.
Jod: Mineralstoff des Meeres
Des Weiteren empfehlen viele Experten Frauen darüber hinaus die Einnahme von Jod, das für die Gehirnreifung beim Ungeborenen wichtig sein soll. So auch Hans Hauner von der TU, nach dessen Aussage der Bedarf in der Schwangerschaft um etwa 20 Prozent steigt. Denn Lebensmittel aus Deutschland enthalten aufgrund des kaum vorhandenen Jods im Erdreich äußerst wenig des Spurenelements. Einen hohen Jodgehalt haben in erster Linie Meerestiere und Seetang, allerdings ist der Konsum dieser Lebensmittel in Deutschland eher gering.
Eine abwechslungsreiche Ernährung in der Schwangerschaft genüge zwar nach dem Stand der Forschung in der Regel, um für ein gesundes Wachstum des ungeborenen Kindes zu sorgen. Der TUM Ernährungsmediziner rät trotzdem: „Folsäure und Jod sollten Frauen mit Kinderwunsch jedoch unbedingt in der empfohlenen Dosis ergänzen.“ Allerdings sollten Nahrungsergänzungsmittel nur unter direkter ärztlicher Anweisung eingenommen werden. Ob auch bei dir ein Supplement notwendig ist oder ob du bereits durch deine Ernährung optimal versorgt bist, kann dein Arzt feststellen.
Frühgeburt durch Magnesium-Mangel?
Doch auch Magnesium, das vom Körper selbst nicht gebildet werden kann, soll für den Organismus von Schwangeren besonders wichtig sein. Die Gesundheitswissenschaftlerin Isabell Goyn erklärt in einem Artikel auf dem Blog „Twinsworld“: „Aktuelle Studien zeigen, dass eine Frühgeburt durch die ausreichende Zufuhr von Magnesium verhindert werden kann. Das liegt daran, dass sich das Magnesium entspannend auf die Gebärmuttermuskulatur auswirkt. Besonders Schwangere, die von vorzeitigen Wehen betroffen sind, sollten deshalb ihren Arzt hinsichtlich einer Therapie mit Magnesium konsultieren.” Besonders Risikopatientinnen, wie Schwangere unter 18 oder über 30 Jahren, werdende Mütter von Zwillingen oder gar Drillingen, Frauen mit einem Körpergewicht von unter 55 kg oder mit bestehenden Erkrankungen wie Präeklampsie oder Gebärmutteranomalien sowie Frauen, die bereits eine Frühgeburt hatten, sollten sich bezüglich der Magnesiumversorgung von ihrem Arzt beraten lassen und gezielt gegensteuern.
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