Übelkeit, unerträgliche Rückenschmerzen, Sodbrennen, Müdigkeit – das sind die häufigsten Beschwerden in der Schwangerschaft. Viel dagegen tun kann Frau nicht, außer sich auszuruhen. Was aber, wenn das nicht möglich ist? Wenn sie das Kindergeschrei vom Schlafen abhält, wenn der Knirps keine Rücksicht auf den schmerzenden Rücken nimmt und trotzdem „Pony“ spielen will, wenn die schwangere Mama mit ständigem Brechreiz ihr Erstgeborenes wickeln muss? Janina ist Mutter einer 2-Jährigen Tochter und mit dem zweiten Kind schwanger. In einem ehrlichen Interview offenbart sie uns, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist.
Schwangere Mami sein – ein Alptraum?
Kleinkind plus neue Schwangerschaft: Was sind die größten Herausforderungen?
Ich merke, dass ich immer öfters an meine physischen Grenzen komme. Die ersten drei Monate sind gerade um und mir war wahnsinnig schlecht – und trotzdem konnte ich darauf keinerlei Rücksicht nehmen und musste den ganzen Tag mein schlecht gelauntes Kleinkind bespaßen. Da bin ich schon manchmal über den Boden gekrabbelt, habe mich in die Ecke gelegt und habe mir gewünscht, dass der Tag einfach rumgeht. Aber auch das Tragen und die darauf folgenden Rückenschmerzen bringen mich an die Grenzen oder schlichtweg die bleierne Müdigkeit. Klingt echt wahnsinnig nach Gejammer aber es ist wirklich hart. Zeit, an das Baby zu denken, gibt es eigentlich kaum und das ist eigentlich das Schlimmste.
Hand aufs Herz: Was macht dir beim Gedanken an deine neue Rolle als Zweifach-Mami besonders Angst?
Ich versuche positiv zu denken oder am besten noch gar nicht an die ganzen Dinge, die schiefgehen können. Schwierig finde ich die Vorstellung, mit Kleinkind und Baby im Familienbett zu „schlafen“ – ob das überhaupt möglich ist? Ich möchte mich von keinem meiner Kinder trennen, wenn es irgendwie geht. Die beiden werden zweieinhalb Jahre auseinander sein, da denkt man natürlich auch an Eifersucht und wie man dann beiden gerecht werden kann – etwas, das ich in meiner Kindheit seit der Geburt meines Bruders auch immer als schwierig empfunden habe.
Eins + Eins + Zwei macht Vier
Wie bereitest du dein Kind auf das Geschwisterchen vor?
Ich habe einmal versucht, ihr zu erklären, dass Mama ein Baby im Bauch hat. Sie schaute sich meinen etwas dickeren Bauch ganz genau an, sah mir dann empört ins Gesicht und meinte „Nein!“. Ich denke, dass ich mit den Büchern und Rollenspielen wohl noch ein paar Monate warte, damit die Zeit dann nicht so lange ist für sie.
Hast du Tipps, wie sich die Paarbeziehung trotz Kleinkind und Schwangerschafts-Doppelbelastung aufrechterhalten lässt?
Das ist wirklich schwierig – und ich denke auch nicht, dass ich da ein besonders geeignetes Vorbild bin. In der Theorie weiß ich es natürlich besser, aber trotzdem mache ich viele Fehler in der Partnerschaft. Dann hilft es eigentlich, sich mal in Ruhe zusammen zu setzen und ganz ehrlich und ohne Vorwürfe darüber zu reden und auch zu formulieren, welche Gefühle man hat und wo es einem schlecht geht. Wir versuchen auch, kleine Rituale in den Alltag einzubinden wie ein gemeinsames Frühstück oder abends noch mal kuscheln (unsere Tochter ist oft bis 12 Uhr wach, da will man natürlich lieber direkt mit einschlafen). Und entgegen aller guten Vorsätze haben wir es auch noch nicht geschafft, gemeinsam essen zu gehen geschweige denn eine andere Unternehmung zu machen, aber das ist definitiv auf meiner To-Do-Liste ganz oben.
„Es gibt aber auch kleinere Dinge, die helfen, wie zum Beispiel keine Sprüche bringen à la „Du hast es doch so gewollt!“ oder „So ist das eben, da musst du durch!“
Janina ist für jede Hilfe dankbar
Was können Freunde, Familie und Partner tun, um schwangeren Mamis das Leben etwas leichter zu machen?
Da gibt es einiges – zum Beispiel mal für ein, zwei Stunden die Kinderbetreuung übernehmen oder zumindest zusammen rausgehen und für Ablenkung sorgen. Wenn man mal wirklich nicht mehr kann, ist es eine Lebensnotwendigkeit, mal eine Stunde zu schlafen, und da ist man jedem dankbar, der sich da anbietet. Es gibt aber auch kleinere Dinge, die helfen, wie zum Beispiel keine Sprüche bringen à la „Du hast es doch so gewollt!“ oder „So ist das eben, da musst du durch!“. Letzteres wissen wir, aber es hilft nicht, wenn man es unter die Nase gerieben bekommt, und ersteres ist einfach fies. Ich glaube, keine werdende Mama hat wirklich Bock auf drei Monate Magen -Darm- Grippe-Feeling und ähnliche Späße.
In deinem Blog berichtest du darüber, dass es dir während der zweiten Schwangerschaft bisher nicht wirklich gut geht. Hast du seitdem etwas gefunden, was gegen die Übelkeit und Müdigkeit hilft?
Ich habe einiges ausprobiert – die Akkupressurbänder zum Beispiel sind kein Wundermittel, aber man kommt einigermaßen mit ihnen über den Tag. Die erlaubten Medikamente haben leider keine große Wirkung gezeigt. Man kann aber alle zwei Stunden etwas Kleines essen, dann fällt man nicht in eine extreme Übelkeitsphase. Ansonsten habe ich hauptsächlich gegen alles angeschlafen – jede Möglichkeit ausgenutzt, um mich auszuruhen, denn was anderes kann man wirklich nicht machen.
Was hilft dir beim Abschalten, wenn alles einfach mal wieder Mist ist?
Ich würde total gern Sport machen, seit mir nicht mehr so übel ist; Schwimmen zum Beispiel ist toll in der Schwangerschaft. Leider sind wir aktuell noch mitten im Umzug und jede Freizeit geht dafür drauf, aber das ist zum Glück absehbar. Normalerweise kann ich auch gut gegen den Frust anbloggen, aber wenn es richtig mistig ist, geht auch das nicht mehr. Das ist jetzt vielleicht etwas peinlich, aber am besten kann ich bei Horror Serien (z.B. Walking Dead, American Horror Story, Bitten) abschalten – je weiter weg von der Realität desto besser. Dabei vergeht mir übrigens nicht der Appetit.
„Seid doch endlich mal ehrlich!“
„Es soll sie ja geben, die rosigen Schwangeren, die keine Probleme haben und bis zum letzten Tag vor der Entbindung joggen gehen – schön für euch, Mädels, aber ihr seid (leider) nicht das Maß aller Dinge. Die meisten haben mit fiesen Beschwerden zu kämpfen und es ist echt ein Wunder, was der weibliche Körper alles leisten und was eine Frau aushalten kann.“
Idealbild vs. Realität der Schwangerschaft: Warum ist es so schwer zuzugeben, dass nicht immer alles rosig ist und die perfekte Mama/Schwangerschaft nur ein Mythos ist?
Das liegt bestimmt am Druck beziehungsweise der Erwartungshaltung der Gesellschaft. Ich habe es ja schon weiter oben angedeutet „Du hast es ja so gewollt.“ oder „Sei doch froh, wenigstens kannst du schwanger werden.“ bekommt man eigentlich immer zu hören, wenn man mal ehrlich sagt, wie es einem geht. Niemand möchte hören, dass man Ischias Schmerzen hat oder einfach keine Lust mehr, sich wie ein Walross zu fühlen. Es soll sie ja geben, die rosigen Schwangeren, die keine Probleme haben und bis zum letzten Tag vor der Entbindung joggen gehen – schön für euch, Mädels, aber ihr seid (leider) nicht das Maß aller Dinge. Die meisten haben mit fiesen Beschwerden zu kämpfen und es ist echt ein Wunder, was der weibliche Körper alles leisten und was eine Frau aushalten kann.
Warum ist es trotzdem so wichtig ehrlich zu sein?
Ich bekomme oft die Rückmeldung über den Blog, dass ich endlich eine wäre, die nicht nur alles beschönigt und auch mal Negatives zugibt. Das scheint wirklich einen Nerv zu treffen. Mir ging es übrigens genauso; man bekommt nur zu hören, was alles gut läuft und wie toll das andere geschafft haben. Das macht einen fertig und zwingt einen zu unrealistischen Vergleichen – und man wird auch ständig verglichen. Gerade als Mutter ist das eines der nervigsten Dinge überhaupt. (Siehe auch das schicke neue Modewort „Mommywars“.) Wenn alle mal ehrlich sein würden, könnte das Ganze Kinder-Abenteuer wirklich zum Spaß werden…
Wir bedanken uns sehr herzlich für die ehrlichen Worte und wünschen Janina für die Zukunft alles Gute!
Bilder: 1) © adam_przezak / istockphoto.com; 2) © Janina / (Herzmutter.de; 3) ValuaVitaly / istockphoto.com 4) monkeybusinessimages / istockphotos.com