Jährlich erkranken knapp 4700 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Dank Vorsorgeuntersuchung ist die Behandlung heutzutage in den meisten Fällen unproblematisch. Kommt es aber doch einmal zu Komplikationen, steht womöglich der Traum vom Kinderwunsch auf dem Spiel. So erging es auch der Anja, die auf ihrem Blog von dieser dramatischen Zeit berichtet hat. Wir haben mit ihr über ihre Geschichte gesprochen.
Krebs – „Das kriegen doch nur alte Menschen, oder Leute die Rauchen oder Trinken.“ Das war Anjas Meinung, bevor sie mit 24 bei einer Routineuntersuchung einen alarmierenden Befund erhielt.
Das längste Jahr
Die Vorsorgeuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs besteht aus einem einfachen Abstrich am Muttermund, dem sogenannten Pap-Test. Bei einer dieser Untersuchungen stellte der Arzt eine Veränderung der Zellen am Gebärmutterhals fest. „Das bedeutete aber nicht sofort Krebs”, klärte uns Anja auf. „Diese Zellveränderung geht in den meisten Fällen innerhalb eines Jahres wieder zurück. Daher sah ich keinen Anlass für Panik.” Dennoch hieß es erst einmal abwarten, wie sich die Sache weiterentwickeln würde. Ein Jahr vergeht. „Das längste Jahr meines Lebens.“
Nach der OP ist vor der OP
Nach einem Jahr erhält Anja denselben Befund und die Empfehlung, die veränderten Zellen operativ entfernen zu lassen. Sie nimmt den Rat an, denn „langsam wollte ich nicht mehr warten.“ Doch nach dem Eingriff erfolgt erst der eigentliche Schock: „Es wurden nicht alle bösartigen Zellen entfernt.“
Wie sich herausgestellt hatte, gehörte Anja zu einer kleinen Gruppe an Patientinnen, bei welchen das veränderte Gewebe nicht vollständig entfernt werden konnte – kein Fehler der Ärzte, sondern lediglich ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände. „Jetzt erst kam Panik in mir auf. Was heißt das für mich? Werde ich jemals Kinder bekommen können?“ Normalerweise stellt diese Art von Operation kein Risiko für die Familienplanung dar. Doch ein zweiter Eingriff würde zu einer stärkeren Vernarbung führen, welche eine Befruchtung der Eizelle erheblich erschwert. Anja entschließt sich dennoch zur zweiten OP. Trotz der Risiken, trotz der Ängste und Befürchtungen. So groß die Sorgen allerdings auch sind, ist diese Phase doch auch eine Bereicherung für Anjas Beziehung mit ihrem Lebensgefährten: „Es schweißte meinen Partner und mich unheimlich zusammen. Er baute mich auf und nahm mir die Angst. Bei ihm fand ich Geborgenheit und Sicherheit. Egal wie es ausgehen würde, er würde für mich da sein.“
Der zweite Eingriff erfolgt und diesmal geht alles gut. Der Krebs ist besiegt.
Krebsfrei ja – Kinder nein?
Doch was wird aus Anjas Familienplanung? „Der Frauenarzt, ein Oberarzt der Klinik und ein Operateur meiner Bauchspiegelung prophezeiten mir eine kinderlose Zukunft. Der Gebärmutterhals sei sehr stark vernarbt, so dass kaum Sperma den Weg durchbrechen könne. Und falls doch, bestünde durch den inzwischen extrem kurzen Gebärmutterhals ein erhöhtes Frühgeburtenrisiko. Es brach eine Welt für mich zusammen. Das durfte nicht wahr sein!“
Anja und ihr Partner lassen sich aber nicht beirren und versuchen es trotzdem – vier Jahre lang. Am Weihnachtstag 2007 hält sie schließlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Doch die Freude hält nicht lange: „Mitte Januar 2008 hatte ich eine Blutung.“ Es kommt zu einer Fehlgeburt. „Aber so traurig wir darüber waren, unser Sternchen ist etwas ganz besonderes. Es hat uns gezeigt, dass es nicht ganz hoffnungslos war, auf natürlichem Wege ein Baby zu bekommen.“
Ein Wunder geschieht
Weitere vier Jahre vergehen. Jahre, in denen sich Anja und ihr Partner, den sie inzwischen geheiratet hat, nach und nach auf andere Dinge konzentrieren.
Doch dann passiert es. Anja wird wieder schwanger. Und nicht nur einmal. „2012 kam unser Wunder Nr. 2 auf die Welt. 2014 durften wir uns noch über Wunder Nr. 3 freuen. Wer hätte das gedacht? Wir am wenigsten. Es ist so unbeschreiblich schön, die beiden um mich zu haben!“ Entgegen allen Prognosen der Ärzte. „Für mich ist jedes Kind ein Wunder. Nicht nur die eigenen.“
Deshalb rät Anja auch jeder jungen Frau, frühzeitig zur Krebsvorsorge zu gehen – bevor es zu spät ist. „Ich war damals der Meinung, dass es überwiegend ältere Menschen, Kettenraucher oder Alkoholiker betreffen würde. Nicht mich!“ Anja wurde eines Besseren belehrt. Doch sie hat nicht nur den Krebs besiegt, sondern auch die Kinderlosigkeit. „Darüber bin ich unendlich dankbar.”
Vielen Dank, Anja, dass du so mutig über deine Erfahrungen berichtet hast. Wir wünschen dir und deiner Kellerbande weiterhin alles Gute!
Bilder: © iStock.com / abadonian; KaninRoman