Emily ist 19 Monate alt, wurde rund 10 Monate gestillt und ist ein gesundes Kleinkind. Nun fanden wir kürzlich heraus, dass sie unter einer Lebensmittelallergie leidet. Als Neu-Eltern erstmal ein Schock. Denn erst seitdem wir wissen, was sie nicht mehr essen darf, fällt uns auf, wie häufig wir diese Lebensmittel verwendet haben. Ihre Lieblingsgerichte sind ab sofort tabu für sie.

iStock_000016275358_LargeDie Diagnose

Emily leidet seit ihrer Geburt an Hautproblemen. Als Baby hatte sie Babyakne, Milchschorf und leichte Neurodermitis. Ich habe mir sehr viel Mühe mit meiner und im Beikostalter auch mit der Ernährung meiner Tochter gegeben. Habe alles ´vorschriftsmäßig´eingehalten und sie auch lange gestillt. Kurz nach ihrer letzten Impfung bekam sie jedoch wieder einen Ausschlag rund um ihren Hals, begleitet von starkem Juckreiz. Nach einer Woche Salben testen etc., hat sich unser Arzt dazu entschieden, einen Bluttest durchzuführen. Kein schönes Erlebnis für ein Kleinkind. Das Ergebnis: Milcheiweiß und Hühnereiweißallergie. Durch weitere Tests wurde außerdem differenziert, denn die Kuhmilch enthält über 25 verschiedene Eiweiße, die nicht alle problematisch für Allergiker sind. Emily jedoch reagiert auf die Molkenproteine Alpha-Lactalbumin und Beta-Lactoglobulin. Diese sind im Normalfall, im Gegensatz zu Caseinen, hitzeempfindlich. Auf unserem Bluttest allerdings steht, dass sie hitzestabil sind. Dies bestätigt auch, was uns der Kinderarzt geraten hat: strikte Reduktionsdiät. Das bedeutet wohl auch, dass sie keine Milchprodukte von anderen Tieren verträgt. Wir hatten auf Ziegenprodukte gehofft, doch das hatte sich mit einem weiteren Test auch erledigt. Es ist zwar nicht gesagt, dass die Neurodermitis mit dieser Nahrungsmittelallergie zusammenhängt, doch unabhängig davon müssen wir natürlich diese Lebensmittel von Emilys Speiseplan streichen.

Was ist eine Lebensmittelallergie?

Lebensmittelallergien sind immunologische Reaktionen des Körpers, der überempfindlich auf körperfremde Stoffe (Antigene) in der Nahrung reagiert. Oftmals wird eine Lebensmittelallergie nicht erkannt und die Symptome werden auf andere Dinge geschoben. Nur 1,4 bis 2,4 Prozent der Erwachsenen und 0,3 bis 7,5 Prozent der Kinder leiden an einer echten Nahrungsmittelallergie. Von dieser zu unterscheiden sind die sogenannten Nahrungsmittelintoleranzen. Deren klinische Symptome wie Urtikaria, Erythem, Quincke-Ödem bis hin zum Schock sind zwar identisch mit denen einer echter Lebensmittelallergie, aber die Reaktionen werden hier nicht immunologisch gesteuert.

Lebensmittelberatung

Da Emily morgens und abends ihre Milchflasche trinkt, mussten wir schnell handeln und waren bei einer Ernährungsberatung, die sich auf Allergien spezialisiert hat. Hier haben wir einige Alternativen aufgezeigt bekommen, und zum Glück nimmt unsere Kleine die Mandel- und Hafermilch an. Diese gibt es extra angereichert mit Calcium. Damit es durch den Verzicht auf Milch und Milchprodukte nicht zu einem Nährstoffmangel kommt, ist eine ausführliche Beratung notwendig. Allerdings ist man natürlich auch selbst gefragt, sich umfassend zu informieren. Es gibt zahlreiche Ersatzquellen für Milch- und Eiprodukte, die es allerdings nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt. Bezüglich der Calciumversorgung gilt jedoch, dass es kein vergleichbares konventionelles Lebensmittel gibt, welches Calcium in der relativ hohen, bioverfügbaren Menge liefert, wie Milch und deren Produkte. 60- 70 Prozent der Calciumzufuhr von Kindern stammt bei gut gemischter Kost aus Milch und Milchprodukten. Die anderen Lebensmittel enthalten nur geringe Mengen an Calcium und/oder werden nur selten verzehrt. Nun heisst es also, die Lebensmittel nicht nur wegzulassen, sondern auch die Ernährung komplett umzustellen. Denn nun müssen neue Lebensmittel auf den Tisch, um die Nährstoff-und Calciumversorgung zu gewährleisten. Kein leichtes Spiel bei einem Kleinkind. Noch dazu kommt, dass unsere Tochter sehr ungern isst und wir auch vorher schon einige Tricks anwenden mussten, um sie zum Essen zu motivieren.

Milch steckt in vielen leckeren Lebensmitteln

Milch steckt in vielen leckeren Lebensmitteln

Umdenken

Uns war zunächst nicht klar, was da auf uns zukommt. Eine Nahrungsmittelallergie bedeutet ja nicht nur, Milch und Eier wegzulassen. Diese Lebensmittel sind häufig versteckt in vielen weiteren Produkten sowie im gesamten Geflügelfleisch. Man nehme nur einmal Emilys Lieblingsspeise: Quesadilla. Wir verwenden hierfür Hähnchenfleisch, Creme fraîche, Avocado, Tortillas und Käse. Übrig bleiben nun die Avocado und der Fladen. Als sie uns vor ein paar Tagen um eine Quesadilla anbettelte, zauberten wir ihr eine neue Variante: es gab stattdessen veganen Pizzaschmelz, Tofu und Humus. Sie hat es zwar gegessen, es war ihr jedoch anzusehen, dass es ihr nicht sonderlich schmeckte.

Nach der Diagnose haben wir etliche neue Produkte gekauft. Im Reformhaus gibt es reichlich davon und auch die Bio-Märkte haben einige Alternativen. Wir können mit gutem Gewissen beispielsweise zu veganen Gerichten greifen, denn hier sind keinerlei tierische Produkte verarbeitet. Es gibt auch Sahneersatz in Form von Soja-Sahne, so dass es möglich ist, auch mal ein cremigeres Gericht zu kochen. Mit Sojamilch und Ei-Ersatz kann man zudem auch backen. Da Emily Käse geliebt hat, sind wir außerdem dankbar, dass es veganen Käse gibt. Der sieht zumindest wie echter Käse aus und sie isst ihn gerne. Statt Nuspli bekommt sie Mandelmuß aufs Brot. Das verkaufen wir ihr als Schokolade. Zum Glück ist sie nicht auch auf Soja allergisch, so dass es uns möglich ist, ihr auch mal einen Kartoffelbrei oder Waffeln zu machen. Zuhause ist es uns mittlwerweile gelungen, uns zurecht zu finden. Auch wenn ich nun doppelt koche und ständig Angst habe, dass Emily nicht genügend Nährstoffe zu sich nimmt. Ein Kind isst ja auch nicht gerne alles, was man ihm vorsetzt. Wir hatten hier schon einige Tage, an denen sie das Essen gänzlich verweigerte. So landen rote Linsen beispielsweise oft im hohen Bogen auf dem Boden. Schade, denn Hülsenfrüchte müsste sie nun häufiger essen.

Auswärts essen ist wirklich nicht einfach. Wie schnell bietet eine andere Mama einen Butterkeks oder ein Wiener Würstchen an. Auch kann sie nun nicht mehr einfach so mitessen, wenn man mal im Urlaub oder bei anderen zum Essen eingeladen ist. Immer nur die Gemüsebeilage anbieten zu können, ist auch nicht schön. Zumal selbst diese wahrscheinlich mit Sahne oder Butter verfeinert wurde. An die Kindergarten-und Kindergeburtstagszeit möchte ich noch gar nicht denken.

Emily liebt Milchprodukte und daher gab es immer reichlich davon. Nun müssen wir umdenken und sehen, dass wir vielleicht auch etwas zuviel davon verwendet haben. Ich habe jedoch immer darauf geachtet, dass mein Kind viel Gemüse und Obst zu ihren Mahlzeiten gegessen hat. Ausserdem verwenden wir schon immer Lebensmittel in Bio- Qualität.

Karenz ist die beste Therapie

Besteht eine Allergie, so ist das Weglassen der bekannten Allergene die beste Behandlung. Die Beschwerden, in unserem Fall der Hautausschlag und der Juckreiz, bleiben aus und nach längerer Karenz kann sich die Milch- Ei- Allergie sogar zurückbilden. Das gibt uns Hoffnung und daher werden wir nun ganz konsequent auf alle Allergene verzichten. Nur so besteht die Möglichkeit, dass der kleine Körper die Lebensmittelallergie ´löscht´. Laut Studien verlieren rund Dreiviertel der Kinder die Allergie bis zur Einschulung und daran halten wir uns nun fest.

Wir sind offen für Gleichgesinnte, die schon einige leckere Rezepte ausprobiert haben.

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