Früher der Traumberuf von vielen, heute verantwortungsvoller Job mit geringer Vergütung: Der Beruf der Hebamme hat sich sehr gewandelt. Hinzu kommen immer teurer werdende Haftpflichtbeiträge für Freiberufler. Daran ändert auch die neueste Einigung mit den Krankenkassen nichts.

Mutter und Hebamme

Von Müttern geschätzt, von Versicherungen ausgenommen: als Hebamme hat man es nicht leicht.

Hohe Abgaben, wenig Lohn

Jahrelang war die Geburtshilfe für viele Frauen ein Traumjob: Werdende Eltern während der Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbett zu begleiten und so den Zauber mitzuerleben, wenn ein kleiner Mensch das Licht der Welt erblickt. Die Bewerbungen an Hebammenschulen waren enorm, die Anzahl an Ausbildungsplätzen gering und nicht jede konnte den gewünschten Beruf erlernen.

Doch aufgrund von immer teurer werdenden Haftpflichtversicherungen hat sich das Berufsbild in den letzten Jahren sehr gewandelt. Zwar schätzen werdende und frischgebackene Mamis noch immer die umfassende Unterstützung der Geburtshelfer. Doch viele freiberufliche Hebammen befinden sich in einer äußerst schwierigen Situation, weil sie die fällige Haftpflichtprämie von jährlich 5.091 Euro nicht aufbringen können. Gerade in den letzten Jahren sind die Haftpflichtsummen bei der Geburtshilfe regelrecht explodiert, denn 2010 zahlten Hebammen noch etwa 2370 Euro (Quelle). Hinzu kommt, dass der Stundenlohn einer Hebamme im Schnitt gerade mal 7,50 Euro beträgt. Viele Hebammen bangen um ihre Zukunft.

Gesprächsrunden statt Geburtshilfe

„Noch geht die Anzahl der Hebammen nicht zurück“, sagt Maren Borgerding vom Verband Deutscher Hebammen gegenüber der Allgemeinen Zeitung. „Aber im Jahr 2012 haben sich 25 Prozent der freiberuflichen Hebammen aus der Geburtshilfe zurückgezogen.“ Stattdessen weichen sie in erster Linie auf Vorbereitungskurse und Wochenbett-Betreuung aus – da sind die Kosten für Haftpflichtversicherungen noch nicht ganz so hoch. Die Folge: Hebammen, die noch aktiv bei der Geburt mithelfen, werden immer weniger und sind somit extrem überlastet. Laut der Frankenpost gebe es eine Versorgungskrise in den Großstädten. In München würde es beispielsweise vorkommen, dass Frauen mit Wehen von einer Klinik in die andere geschickt werden.

Doch nicht nur die fehlende Vergütung, auch die unregelmäßigen Arbeitszeiten machen den Hebammen zu schaffen. Selbst zwei Gläschen Wein am Abend sind für viele ein No-Go. „Ich könnte ja in der Nacht von einer werdenden Mutter gerufen werden“, erzählt eine Hebamme im Interview, „der Beruf ist super anstrengend!“ Schlafstörungen und Rückenschmerzen seien nach ihrer Beobachtung typische Berufskrankheiten. Doch letztendlich sorgten die niedrige Vergütung und die hohen Haftpflichtbeträge dafür, dass das Thema im Frühjahr dieses Jahres auch in der Öffentlichkeit publik wurde: monatelange Proteste und Petitionen von Seiten des Dachverbands der Hebammen folgten, sogar der Bundesgesundheitsminister versprach seine persönliche Unterstützung.

Ein kurzer Lichtblick

Nach langem Hin und Her hat sich der Deutsche Hebammenverband (DHV) nun mit den Krankenkassen geeinigt und die Geburtshelfer sollen einen finanziellen Ausgleich für ihre gestiegenen Haftpflichtprämien bekommen. „Mittlerweile wurde das ursprüngliche Angebot modifiziert, die Vergütung der Beleghebammen im Schichtdienst nach oben korrigiert und die gesamte Vergütung um einen Zuschlag ergänzt“, so erklärte der Verband die Änderungen, die nun die Einigung ermöglicht haben, kürzlich gegenüber dem Spiegel. Doch für ihn sei es nur eine Zwischenlösung: „Wir fordern weiterhin eine strukturelle Lösung der Haftpflichtproblematik. Die Zuschläge helfen nur kurzfristig“, meint DHV-Präsidentin Martina Klenk. Eine langfristige Lösung sei nötig, „um die Versorgung mit Hebammenhilfe zu sichern und Frauen die Wahlfreiheit des Geburtsortes zu ermöglichen.“

Bild: © panthermedia.net / Cathy Yeulet